Manchmal träumen wir alle davon, die Welt auf Knopfdruck zu verändern, nicht wahr? In der IT-Welt wäre dieser Knopfdruck die Fähigkeit, digitale Lösungen ohne echte Softwareentwicklung zu kreieren. Ein verlockender Gedanke! Und im Kontext der Prozessautomatisierung haben Tools wie Zapier und n8n bereits beeindruckende Ergebnisse durch Technologieintegration mittels Drag&Drop gezeigt. Aber stellt sich die Frage: Ist diese Low-Code Herangehensweise auch für die Automatisierung von Prozessen mit BPMN geeignet?
Lasst mich gemeinsam mit euch in einige Herausforderungen eintauchen, die uns auf dieser Reise begegnen könnten.
Ist euch schon mal aufgefallen, dass Technologien in Unternehmen oft wechseln? Datenbanken ändern sich, Mailing-Services wechseln, die allgemeine Anforderung, Benachrichtigngen zu senden aber nicht. Selbst Eventbroker können sich ändern, obwohl das zugrunde liegende Kommunikationsparadigma bestehen bleibt.
Wenn Technologien direkt in Prozesse eingebunden sind, führen Änderungen zu direkten Störungen in den Abläufen. Klingt chaotisch, oder?
Stellt euch vor, eine Funktion, in einem Service Task, wie “Produkt stornieren” zu nutzen. Nun stellt euch vor, die SQL-Queries dafür von Grund auf neu zu schreiben und sie dann in einen Prozess zu integrieren. Plötzlich wird diese einfache Aufgabe zu einer, die Expertise und Know-how erfordert.
Und der Wunsch, IT und Business näher zusammenzubringen? Nun, das könnte ein bisschen komplizierter werden.
Bleiben wir bei dem Beispiel mit SQL. Wenn sich die Struktur einer Tabelle ändert, wie verfolgt man dann diese Änderung in BPMN? Zentrale Integrationen für Technologien, die von beliebigen Prozessen genutzt werden können, haben hohe Anforderungen an die Abwärtskompatibilität. Es schwierig zu überblicken welcher Prozess, welche Schnittstelle, in der welcher Version nutzt.
Es ist eine komplexe Aufgabe, die viele in den Wahnsinn treiben könnte!
Es ist leicht, sich von den schnellen Erfolgen, die Low-Code bieten kann, verzaubern zu lassen. Aber es besteht die Gefahr, dass wir durch diese kurzfristigen Erfolge langfristige Ziele wie Stabilität und Lifecycle-Management übersehen. Hinzu kommt häufig fehlendes automatisiertes Testing, das manuelle Aufwände auf lange Sicht in die Höhe treibt.
Wer möchte seine Zeit damit verbringen bei kleinsten Änderungen ständig zu prüfen ob noch alles läuft?
Migration ist ein kniffliges Thema. Angenommen wir haben 20 verschiedene Prozesse in jeweils fünf verschiedenen Versionen. Dann müssten wir die Abhängigkeiten zu 100 (20x5) Prozessen im Blick behalten - ohne oftmals zu wissen welche Funktionalität sie im speziellen nutzen. Wenn Technologien wechseln, kann die Migration von Prozessinstanzen zu einem Albtraum werden. Es ist, als würde man versuchen, einen laufenden Zug auf ein neues Gleis zu setzen!
Eine der Herausforderungen, die oft übersehen wird, ist der mangelnde Wettbewerbsvorteil, den standardisierte Low-Code-Lösungen mit sich bringen können.
Lasst mich das erläutern: Wenn wir alle das gleiche Toolset nutzen, haben wir alle auch dieselben Grenzen und Möglichkeiten. Jedes Unternehmen, das sich für den Einsatz von Low-Code entscheidet, arbeitet im Grunde mit dem gleichen Bausteinkasten. Das bedeutet, dass unsere kritischen Geschäftsprozesse, die normalerweise eine Quelle der Differenzierung und des Wettbewerbsvorteils sein sollten, plötzlich sehr ähnlich – wenn nicht gar identisch – zu denen unserer Konkurrenten sein könnten.
In jeder Herausforderung steckt auch eine Chance zur Innovation und Optimierung. Und hier sind einige Strategien, mit denen wir diese Stolpersteine angehen können:
Die Zusammenarbeit mit Entwicklern ist hier der Schlüssel. Indem sie Schnittstellen maßgeschneidert für unsere Bedürfnisse bereitstellen, können wir die Komplexität umgehen, die oft bei Low-Code-Integrationen auftritt. Warum sich mit generischen, schwammigen Schnittstellen herumschlagen, wenn man genau das haben kann, was man braucht?
Der Clou hierbei: Low-Code tritt ins Spiel, indem wir diese Schnittstellen als Templates für die Modellierung nutzen. Anstatt jedes Mal von Grund auf neu zu beginnen, haben wir eine Basis, die sowohl flexibel als auch stabil ist.
Statt eine “entweder-oder” Herangehensweise zu wählen, können wir das Beste aus beiden Welten nutzen. Indem wir Tools wie n8n, Zapier oder RPA-Lösungen mit BPMN verbinden, schaffen wir eine Brücke zwischen langlaufenden Prozessen und vollautomatisierter Technologieintegration. Der Gedanke dahinter ist einfach: Jedes Tool hat seine Stärken, also warum nicht alle miteinander kombinieren? Ein besonderer Vorteil dabei ist die Vereinfachung. In Tools wie n8n können wir daran arbeiten, die Schnittstelle für den BPMN-Prozess so einfach und kompatibel wie möglich zu gestalten. Dadurch wird der gesamte Prozess nicht nur effizienter, sondern auch zuverlässiger. Vor allem bei Unterstützungsprozessen lassen sich wertvolle Entwicklungsressourcen durch dieses Vorgehen einsparen.
Doch für einen geschäftskritischen Ablauf sollte stark hinterfragt werden, ob sich dieser Ansatz eignet! Die Komplexität steigt mit jedem weiteren Tool das eingesetzt wird und wirkt sich somit auf die Stabilität und Skalierbarkeit aus.
Die Integration von Low-Code-Ansätzen in die Prozessautomatisierung mittels BPMN ist verlockend und bietet sicherlich einige Vorteile. Doch wie bei allem gibt es auch hier Herausforderungen und Stolpersteine. Als jemand, der tief in diese Welt eingetaucht ist, empfehle ich, sich genau zu überlegen, welche Technologien und Ansätze für euer Unternehmen am besten geeignet sind. Es könnte sich lohnen, den glänzenden neuen Trends zu widerstehen und stattdessen auf bewährte Methoden zu setzen. Aber egal welchen Weg ihr wählt: Bleibt neugierig und offen für Neues!
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